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- Verkostungsnotiz  -
Gaja Barbaresco 2004  

Heute auf der Hebebühne:
Gaja Barbaresco 2004
Verkostet im Februar 2011

Wein machen kann so einfach sein. Etikettenmachen auch. Da steht einfach nur drauf "Gaja" und "Barbaresco" und "2004". Mit reichlich Selbstbewusstsein weiß man bei den Gajas, das reicht dann auch schon. Der Kunde weiß, warum er über hundert Euro für so einen Wein hinlegt - es ist einer der besten Italiens. Nicht unbedingt der typischste Barbaresco, genau wie der Sperss von Gaja nicht unbedingt der klassische Barolo ist.

Macht's was? Nein! Das Zeug ist einfach genial. Heute hatte ich mir mal den 2004-er vorgenommen. Eigentlich viel zu jung, ich weiß, ich weiß. Aber es gab noch eine kleinere Partie zum Sonderpreis und da wollte ich einfach mal einen testen, ob ich die restlichen Flaschen aufkaufen sollte oder nicht.

Also raus mit dem Korken und Nase ins Glas! Erster Gedanke: Hui, ist der verschlossen! Da verwöhnt die Rezeptoren ein wenig kirschig-pflaumige Frucht, dahinter dröhnt viel Teer und dazu fast riechbare Tannine. Klar ist aber auch, dass das eine Granate ist. Kräftig, kantig, unglaublich viel Dampf am Riechkolben. Wie der in der Nase wohl mit Luft kommt?


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Ganz einfach: Erst einmal schokoladiger, mit dunklem Kakao, sehr intensiv, etwas Schlehe auch und Blaubeere. Am Gaumen noch viel Tannin, aber von der reifen Sorte, muss nur noch etwas mürber werden, den Weg noch stärker freigeben auf diesen monumentalen Wein. Hinter dem Tanninwall wird es ungemein saftig, viel Kirsche, herrlich mineralischer Einschlag, Graffit, sogar leicht salzig anmutend, dann wieder dieser sehr dunkle, sehr feine Kakao, ein wenig wie Schokolade mit 90 Prozent Kakaoanteil, fast keine Süße, nur Frucht und dunkelste Herrenschokolade.

Mit mehr Luft wird er deutlich weicher, zur Kirsche kommt Brombeere. Der grandiose Druck bleibt, auch die Dichte, dennoch gibt das Tannin ihn noch nicht ganz frei. Aber es kommt immer mehr Fruchtsüße heraus, er wird auch zunehmend weicher und mürber. Tapeziert den Gaumen aus, bleibt aber bei allem Druck dennoch hochelegant und tänzerisch. Das macht ihn groß! 14 Prozent Alkohol soll er immerhin haben. Nix davon zu schmecken, perfekt eingebunden, die 14 Umdrehungen, er verheimlicht sie vornehm.
Kommt im Laufe der Zeit immer mehr, öffnet sich fast ganz aber eben nicht ganz, wird auch immer reifer, voller und saftiger. Endloser Abgang!

95+ von 100 Willipunkten. Die restlichen Flaschen kommen in den Keller, Wiedervorlage in 10 Jahren.

Der nächste Kandidat auf meiner Hebebühne war der 1998-er Grand Shiraz, Viking Vines, Barossa Valley - wieder mal ein Australier.

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