Kaiser Menelik II setzte modernstes Kriegsgerät
ein,das wohl von einer renommierten Düsseldorfer
Firma angefertigt wurde.
Auch Haile Selassie verstand nichts vom Boxen, startete sein Comeback als Kaiser und wurde von den Rastafaris fürderhin als Gott verehrt. Alle anderen waren ebenfalls recht angetan vom Kaiser, der es schaffte, sein Land zu modernisieren und zu einem immerhin bescheidenen Wohlstand zu führen.
Das kann man heute noch ganz gut sehen, in und um Addis Abeba stehen rudelweise diese Betonklötze aus den fünfziger Jahren herum, die man damals modern fand und die sich auch in anderen Staaten finden, die damals gerade eine Aufschwungphase durchliefen, in Brasilien und in Venezuela zum Beispiel. Haile, Haile Gänschen!
Gut, Menschenrechte und Demokratie waren jetzt nicht gerade die Lieblingsdisziplinen von Haile. Als das in der Schule durchgenommen worden war, war er gerade auf dem Klo. Dafür muss er eine Eins in Absolutismus und Autokratie gehabt haben, denn die Machtkonzentration in der Person des Kaisers übertraf sogar das was wir in Deutschland von Beckenbauer oder von dem Kaiser von der Hamburg-Mannheimer gewohnt sind. So etwas geht nur solange gut, wie die Wirtschaft brummt.
In den Siebzigern kam der Wirtschaft die Ölkrise ins Getriebe. Zudem nahm der Konflikt mit dem Äthiopien seit dem zweiten Weltkrieg zugeschlagenen Eritrea an Schärfe zu. Die Eritreer fühlten sich unterdrückt und wollten einen eigenen Staat aufmachen. Schuld war in den Augen der Bevölkerung nicht nur der Bossa Nova, sondern auch der Boss Haile.
Selassie wurde abgesetzt, kam kurz darauf unter bis heute nicht ganz aufgeklärten Umständen ums Leben (angeblich starb er an den Folgen einer Prostata-Operation) und eine sozialistische Regierung übernahm das Ruder. Die Sozialisten taten, was sie am besten konnten und wozu sich in der sozialistischen Internationalen seit Jahrzehnten Tipps austauschten: Andersdenkende verfolgen, Erschießungen vornehmen lassen und bei der Unterdrückung der Massen noch etliche Zähne zulegen. Nur falls sich einer wundert, warum das Skelett von Lucie nicht mehr alle hat, also alle Zähne. Die wurden von den Sozialisten gebraucht.
Das Ganze wurde nun Volksrepublik genannt und, auch das ganz in der Tradition anderer sozialistischer Versagerstaaten, von der desolaten volkswirtschaftlichen Bilanz im Inneren durch die Konstruktion imaginärer Bedrohungen von außen abzulenken. Einen Krieg in Ehren kann niemand verwehren. Also wurde aus der Volksdiktatur einer Militärdiktatur (nicht zu verwechseln mit der sehr bewährten Staatsform der Willitärdiktatur) und erst einmal Krieg gegen Somalia geführt, anschließend dann auch ein Bürgerkrieg mit den Eritreern veranstaltet, da lässt er sich nicht lumpen, der Militärdiktator, selbst wenn die Bevölkerung vor lauter Armut schon in ebendiese Lumpen gewandet ist.
Die ersten Hungersnöte traten auf und waren so gravierend, dass erschütternde Bilder von Sterbenden den Weg rund um den Erdball fanden. Zusammen mit der Botschaft der Militärdiktatoren, die Verantwortung trage selbstverständlich der Aggressor. Im Übrigen versuchte man der Hungersnot auch weiterhin durch Erschießung größerer Teile der oppositionellen Bevölkerung Herr zu werden. Wer blaue Bohnen gefressen hatte, brauchte keine Hirse mehr
In den neunziger Jahren bröselte schließlich die ideologische und finanzielle Unterstützung aus dem Sowjetreich dahin, das zu diesem Zeitpunkt besser als Sowjetarm bezeichnet worden wäre.
Die Militärdiktatur brach zusammen und Äthiopien fand schließlich den Weg zu so einer Art Demokratie. Ohne Eritrea, das man auf Druck der Völkergemeinschaft in die Unabhängigkeit entlassen hatte. Ach ja, und weiterhin ohne Menschenrechte oder gar Pressefreiheit. Da scheißt er sich nichts, der Herr Ahmed, der heute das Land regiert. Wenn ein Journalist es einfach nicht zu erkennen vermag, wie gut die Regierung für das Land ist, dann ist es wahrscheinlich auch besser, wenn er die Gelegenheit bekommt, im Knast mal ein wenig zu Ruhe und auf neue Gedanken zu kommen.
Tja, es läuft in Äthiopien. Derzeit ist es das Land mit dem höchsten Wirtschaftswachstum weltweit. Darauf weist der Präsident gerne hin, wenn mal wieder lästige Diskussionen um Menschenrechte entstehen. Geht doch besser ohne. Es läuft. Laufen hat ja auch eine lange Tradition in Äthiopien. Bei Olympischen Spielen räumen die Läufer des Landes regelmäßig ein Gutteil der Medaillen auf den Strecken von 1500 Meter bis Marathon ab. Was natürlich nur daran liegt, dass die Kinder schon zu Fuß über Dutzende von Kilometern in die Schule laufen müssen. Und in der Bergluft des Hochplateaus um Addis von Natur aus jene roten Blutkörperchen in rauen Mengen gedeihen, die andere sich erst mühsam mit Zahnpasta zurechtdopen müssen. Deswegen braucht es in Äthiopien auch keine Dopingkontrollen.
Übrigens ist der Äthiopier bis heute mehrheitlich Christ. Er baut seine Kirchen gerne sechseckig und malt sie farbenfroh aus. Oder er baut sie gar nicht, sondern meißelt sie aus dem Felsboden. Wie in Lalibela, wo kreuzförmige Kirchen buchstäblich in den Boden gehauen worden sind. Petrus, in diesen Felsen will ich meine Kirche hauen! Weltkulturerbe!
Den Rastafaris ist das zu anstrengend. Sie warten derweil auf die Wiedergeburt Selassies. Mit Recht, denn der weiß ja nicht, dass das mit dem Comeback nicht geht, er versteht ja nichts vom Boxen